Eigentlich war für diesen Sommer Schweden
geplant. Aber der Mensch denkt und Gott lenkt und so wurde eben diese Tour
draus. Ich nenne so eine Flußtour immer etwas flapsig „Rollatortour".
Andererseits ist gemütlich ja auch mal schön. Eine der Umplanungsgründe lag
allerdings auch darin, dass ich meinem in der Nähe von Celle wohnenden Sohn
versprochen hatte, ihm ein wenig bei den letzten Arbeiten an seinem Haus zu
helfen. Insofern passte die Tour nach Norddeutschland.
Wie immer hatte ich die Vorplanung der Strecke
mit Hilfe des Tourenplaners von
Komoot gemacht. Der
Streckenverlauf
kann durch entsprechendes Anklicken
angesehen werden. Die Tour hatte eine Länge von rund 830 km. Wie immer weichen
die gefahrenen Km von den Km nach Komoot ab, da ich in der nachberabeiteten Tour
die diversen Zusatzkilometer aufgrund von Umwegen und Städtetouren nicht
berücksichtigt habe. Die Tour dauerte vom
4. bis zum 16. August.
Das Wetter ziemlich durchwachsen, aber dazu später.
1. Tag: Zuganreise
nach Gersfeld
Die Anreise mit der Bahn Göppingen nach Gersfeld verlief wie immer. Der ICE mit
dem mühsam ergatterten Fahrrad-stellplatz kam zu spät in Fulda an, sodass ich
eben erst eine Stunde später den Anschlusszug nach Gersfeld nehmen konnte. Gersfeld
ist ein eigentlich sehr hübsches aber auch etwas verschlafenes Städtchen am Fuße der Wasserkuppe
in der Rhön. Man kann froh sein, dass in solchen kleinen Örtchen noch
ein Hotel gibt. In diesem Fall handelte es sich um den sehr gemütlichen Gasthof
Krone-Post.
2.
Tag: Gersfeld - Fuldaquelle - Schlitz 73 km
Am nächsten Morgen ging es dann recht steil bergauf zur Quelle der Fulda
(850 hm) unterhalb der Wasserkuppe.
Mit "E" ist das seit einigen Jahren nicht mehr so problematisch. An der Quelle
traf ich einen netten Radlerkollegen, mit dem ein wenig gefachsimpelt wurde und
wir konnten uns dann gegenseitig aufs Bild bannen. Bei der Abfahrt zurück nach
Gersfeld war zum
ersten Mal Regenkleidung angesagt. Man befindet sich dort immerhin auf ca. 800
Höhenmetern und es gab doch tatsächlich Eisregen. Glücklicherweise hörte das Ganze
in Gersfeld nach einer halben Stunde wieder auf und danach war für einige Tage
erst mal Ruhe mit dem Regen.
Durch einige kleinere Örtchen ging es zunächst immer schön weitgehend an der
munter plätschernden, noch jungen Fulda
Fuldaquelle
entlang bis Fulda. Generell kann man schon hier sagen, dass der Fuldatal-Radweg
sehr schön ist, weil er von einigen wenigen
Ausnahmen abgesehen immer durch ein mehr oder weniger enges Tal führt und
die Fulda munter hin und her mäandert.
Die Bischofsstadt Fulda beeindruckt vor allem durch den Dom und den
Bischofspalast. Ersterer wurde von innen, letzterer von außen besichtigt.
Im Vorhof des Palasts standen zwei Figuren und ich konnte es natürlich nicht lassen,
mich zusammen mit ihnen fotografieren zu lassen.
Nachdem ich in der Stadt an keinen Supermarkt o.ä. vorbeigeradelt war, kam
eine Tankstelle kurz nach Fulda gerade gelegen, um einen verspäteten
Mittagsimbiss zu mir zu nehmen. Weiter ging es, bei trübem aber trockenem Wetter
bis zur "Fünfburgenstadt" Schlitz. Das Städtchen liegt in einem
Seitental mit wirklich schöner Altstadt, ist aber ansonsten ziemlich tot. Für
Tourismus wie in Rothenburg / Tauber reicht es dann wohl doch nicht. Viel
Fachwerk, alte Mauern und fünf Burgen. Übernachtet habe ich im Brauhaustüble in einem alten Fachwerkhaus mit einem recht urigen Zimmer. Nach
den üblichen Frischmachen ging's auf ins Städtchen und zu den Burgen, die alle
Bestandteile des Städtchens sind.
Bischofspalast Fulda
Hinterburg Schlitz
3.
Tag:
Schlitz - Melsungen 93 km
Am nächsten Morgen radelte ich über Bad Hersfeld zunächst weiter bis
Rotenburg an der Fulda. Auch hier wieder viel schönes Fachwerk und ein
Stadtschloss. Es gab erst mal ein Spaghettieis beim Italiener, bevor es bis
Melsungen weiter ging. Kurz vor Melsungen gab etwas Lustiges, nämlich eine
Drahtseilfähre
(anklicken!) über die Fulda, die man selbst bedienen muss, indem man munter
kurbelt. Ich habe einem Radlerehepaar dabei zugesehen, zog es selbst aber vor,
die Flussseite nicht zu wechseln.
In Melsungen angekommen, ging es
ins Hotel Centrinum, mitten in der Altstadt gelegen und recht nobel.
Beim ebenso noblen Frühstück am nächsten Morgen kam ich mir allerdings ein
bisschen vor wie in der "Seniorenresidenz Sonnenschein". Sogar ein Rollator
stand rum. Wenn man selbst auf die 70 zugeht, sieht man seiner eigenen Zukunft
nicht so gerne ins Auge, auch wenn man noch berufstätig und fit ist. So ist das
halt wohl. Nun ja, junge Familien können sich solche Unterkünfte i.d.R. nicht
leisten. Davon abgesehen war der abendlichen Stadtbummel durch die Fachwerkstatt
mit Schloss sehr schön. In der Fußgängerzone fand sich dann sogar ein
gutbürgerliches, deutsches Lokal. Wie mir der Wirt erzählte, betrieb er das letzte
derartige Lokal in der Innenstadt und trotzdem war es erstaunlicherweise recht
leer.
Nix gegen Griechen, Italiener etc. Ich gehe dort auch gerne essen. Aber
wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, versuche ich immer lokal zu essen und zu
trinken. In Italien gehe ich ja auch nicht in ein deutsches Schnitzellokal.
Melsungen Rathaus
4.
Tag: Melsungen - Weißehütte 85 km
Der Radweg in Kassel entlang der Fulda war gesperrt, da am ganzen Weg die
Futterstationen und Buden des Kasseler "Zissel",
des dortigen Volksfests, standen. So war weitgehend Schieben angesagt und an der
dritten Currywurst- und Pommesbude konnte ich dann nicht mehr vorbeischieben.
Ich gönnte mir eine Currywurst und ein Bierchen und habe die schlechteste
Currywurst meines Lebens gegessen. Ich fragte die Betreiberin des Stands dann
allerdings, was daran so schwierig sei, eine einfache, gute Currywurst mit Sauce
zu
produzieren. Das hätte ich mir sparen können!
In der Nähe der Kasseler Orangerie wechselte ich dann von den bis dahin langen
Radlerklamotten in die Sommerversion und setzte meine Tour fort bis
Hannoversch Münden. Auch hier wieder sehr schönes Fachwerk, Fachwerk,
Fachwerk. Übrigens ist das die Stadt, in der Fulda und Werra sich küssen und
ihren Namen lassen müssen, um dann als Weser bis in die Nordsee zu fließen.
Klingt hübsch und der Weserstein am Zusammenfluss der beiden Flüsse ist eine
Touristenattraktion. Eigentlich ist das
ganze aber ein ziemlicher Unsinn. Der Name „Werra" ist nur eine andere Schreibart
von
Orangerie Kassel
"Wesera" und damit "Weser". Die Fulda fließt schlicht in die Werra
oder Weser.
Aber die Geschichte ist ja auch ganz hübsch.
Ritter der Rotwurst Hann. Münden
Tja, und dann begann der Wettergott mich zu verlassen. Am späten Nachmittag
begann es in Hannoversch Münden das erste Mal zu regnen. Es dauerte nicht lange
und ich Optimist zog meine Regensachen wieder aus. Hätte ich bleiben lassen
sollen! Nach einer halben Stunde kam der nächste Schauer mitten in der Prärie
und diesmal behielt ich die Sachen an. Das war eine gute Idee! Nach einer kurzen
Pause begann ein richtiger Wolkenbruch, bei dem das Wald- bzw. Blätterdach
auch keinen großen Schutz bot und der auch nicht aufhörte. Bis Bad Karlshafen,
meinem eigentlich geplanten Tagesziel, waren es noch rund 25 km. Es half nichts.
Augen auf und durch!
Und siehe da: Nach ca. 5 km erschien keine Fata Morgana,
sondern der Landgasthof Lindenwirt direkt am Wegesrand bei Weißehütte. Da
kam so richtig Freude auf!
Nix wie rein und ein Zimmer hatten sie auch! Das
Frühstück am nächsten Morgen war übrigens ausgezeichnet. Auf dem Büffet lag
unter anderem hausgemachte, ahle Wurst.
5.
Tag: Weißehütte - Bad Karlshafen 22 km
Leider war
das Wetter am nächsten Morgen auch nicht viel besser. Auf der Fahrt nach Bad
Karlshafen begann es wieder zu regnen. Ein Blick auf die Wetterapp bestätigte
mir, dass es die nächsten 2-3 Tage auch nicht besser werden würde. Was also tun?
Ich bestieg in Bad Karlshafen den Zug und fuhr zu meinem Sohn in der Nähe von
Hannover, um ihm dort bei der Vorbereitung der Malerarbeiten für sein neues Haus zu
helfen. In Göttingen schaffte ich es gerade noch, mit dem Fahrrad den IC nach
Hannover zu besteigen.
Das wäre dann beinahe schief gegangen. Ein Schaffner hatte mich gesehen und kam
zielstrebig auf mich zu. Stolz zeigte ich ihm mein zuvor im Nahverkehrszug
erworbenes Niedersachsenticket samt Fahrradkarte. Ich wurde daraufhin belehrt,
dass die Fahrkarte im IC eigentlich ungültig sei. Als ich sagte, dass ich in der DB-App keine Nahverkehrsverbindungen gefunden hätte, zeigte er mir, wo diese in
der App versteckt sind, ließ mich dann aber gnädig springen. Es hat Vorteile,
wenn man Ende 60 ist und die Allgemeinheit daher davon ausgeht, dass man von
Apps und Computern keine Ahnung hat :-).
6. Tag: Bad Karlshafen - Bodenwerder 66 km
Nachdem ich zwei Tage als Maler-HiWi mitgeholfen hatte, fuhr ich in einem
mit Fahrrädern völlig überfüllten Nahver-kehrszug von Hannover zurück nach
Göttingen und Bad Karlshafen und setzte meine Tour im Sonnenschein fort.
Über Höxter mit seinem Schloss Corvey gelangte ich an diesem Tag bis
Bodenwerder, der Stadt Münchhausens. Unterwegs, bei Dölme, könnte man meinen,
die Weser durchbricht die schwäbische Alb. Jedenfalls sehen die Felsformationen
dort so ähnlich aus.
In Bodenwerder hatte ich das Hotel Goldlinde, wie meistens über
Booking.com gefunden und checkte dort ein. Das Hotel war, um es einmal
vorsichtig zu formulieren, recht schlicht. Aber für Übernachtung mit Frühstück
hat es gereicht. Nach einer abendlichen Besichtigung des etwas tristen Städtchens fand
sich glücklicherweise in der Innenstadt ein Grieche.
Viel mehr nennenswerte Gastronomie gab es dort auch nicht.
7.
Tag: Bodenwerder - Porta Westfalica 90 km
Am nächsten Morgen ging es
zunächst bis Hameln, einer schönen Stadt mit viel Fachwerk und auch
schönen, alten steinernen Häusern. Unterwegs passierte ich das stillgelegte Kernkraftwerk Grohnde
aus vergangenen Atomzeiten.
Hameln, bekannt durch die Sage mit dem Rattenfänger, dürfte die einzige Stadt
sein, die einer Ratte auf einer
Fußgängerbrücke ein goldenes Denkmal gesetzt
hat.
Am Fähranleger in Großenwieden war es auf einem gemütlichen Rastplatz an der Weser Zeit
für eine kleine Mittagspause. Auf der Weiterfahrt erfolgte ein kurzer Abstecher
in die Innenstadt Rintelns.
Erfreulicherweise war der Tag sehr schön, sonnig und heiß und die Sehnsucht nach
einem kühlen Bierchen wurde recht groß.
Das Problem löste ich im Kiosk des Camps
Feuerland bei Vlotho. Der direkt daneben gelegene Badesee des großen Campingplatzes war die Gelegenheit, endlich einmal eine Badepause zu machen.
Ausgesprochen erfrischt ging es dann am frühen Abend weiter bis zu meinem
Tagesziel Porta Westfalica. Ich hatte in der dortigen Jugendherberge ein
Einzelzimmer gebucht. Nach dem Frisch-machen ging es runter ins Örtchen zum
Abendessen in die Gaststätte Alt Hausberge. Ich erwähne dieses Lokal
deshalb, weil das Schnitzel mit Pfifferlingen ausgesprochen lecker war.
Außerdem habe ich mich wieder darüber gefreut, dass Kneipen nördlich der
Mainlinie in der Regel Tresen haben, an denen man sich auch als Fremder
problemlos dazusetzen kann. In Nullkommanix ist man in ein nettes Gespräch mit
Rinteln, Marktplatz
einem Einheimischen verwickelt ist. Als ich dies gegenüber meinem
Tresennachbarn lobend erwähnte, meinte er
augenzwinkernd, dass Ostwestfalen für ihre Unfreundlichkeit
bekannt seien. Netter Gag! Er war noch nie in .... (Nee, den Shitstorm spare ich
mir!)
Anschließend saßen er, Bekannte von ihm und ich draußen an einem Tisch und haben
uns sehr nett unterhalten.
8. Tag: Porta Westfalica - Nienburg 68 km
Ich hatte mir am nächsten Morgen noch
überlegt, zum hoch über der Weser gelegenen Kaiser-Wilhelm-Denkmal zu radeln.
Das Wetter war
allerdings wieder mal trübe, das Foto vom Denkmal vom Tal aus
auch und so beschloss ich, direkt weiter nach Minden zu radeln. Die Stadt
fand ich nicht so beeindruckend, sodass ich es bei einer Durchfahrt belassen
habe. Am besten hat mir noch die Flusswassermühle gefallen sowie die recht
beein-druckende Schleusenanlage an der Kreuzung des Mittellandkanals mit der
Weser.
Einige Kilometer nach Minden, ab Peterhagen, war es das dann mit dem
Weserradweg. Der Radweg führt schon weiter, aber nur noch selten entlang der
Weser. Ab Minden ist man mehr oder weniger in der norddeutschen Tiefebene und da
hat die Weser soviel Platz zum Schlängeln, dass es wohl viel zu aufwendig wäre,
extra einen Radweg entlang des Flusses zu bauen. Schade, ist aber so.
Am späten
Nachmittag kam ich dann in Nienburg an, einem kleineren aber teilweise
auch recht hübschen Städtchen. Meine Unterkunft fand ich im Casa Mexicana. Es
hat auch mal wieder etwas geregnet, aber das hielt sich in Grenzen. Nach dem
abendlichen Bummel durch das Städtchen fand sich ein rustikales
deutsches Lokal, in dem ich, glaube ich, wieder irgendetwas mit Bratkartoffeln
gegessen habe. Musste sein!
Nienburg Rathaus
9. Tag: Nienburg
- Bremen 94 km
Weiter ging es
am nächsten Tag zunächst bis Verden an der Aller, einem Fluss, der kurz
unterhalb Verdens in die Weser mündet. Die Stadt hat einen beeindruckenden in
Ziegelbauweise errichteten Dom mit Kreuzgang. Ansonsten gibt es dort nicht allzu
viel zu sehen. Es war jedoch Mittag und ich habe im Schatten des Doms in der
dortigen Domschänke zusammen mit zwei netten Radlerkollegen eine lokale
Spezialität, nämlich eine sogenannte Knipp mit Bratkartoffeln gegessen.
Knipp ist eine der Pinkel verwandte Grützwurst, die ausgedrückt und
gebraten wird. Rustikal und lecker!.
So gestärkt ging es weiter. Zwischendrin hat es
mal wieder kurz geduscht. Mit dem Wetter war es auf dieser Tour halt so eine Sache
für sich!
An der Schleuse bei Drakenburg habe ich
eine kleine Pause gemachten und einem Schiff beim
Schleusen
(anklicken!) zugesehen. Vor zwei
Jahren haben mein jüngerer Sohn und ich uns auf einer
Kanutour auf dem Main (Anklicken!) mehrfach selbst schleusen lassen.
Tja, und dann rollte ich in Bremen ein. Übernachtet habe ich in dortigen
Best Western Hotel Bremen City in der Innen-stadt. Bremen kenne ich beruflich von einem
früheren Besuch. Das hat mich nicht gehindert, die schönsten Ecken in der
Innenstadt, wie zum Beispiel eine Windmühle, das Rathaus mit dem Roland davor
oder das Schnoorviertel wieder zu besuchen.
Dom Verden
Am alten Hafen
speiste ich leckeren, neuen grünen Matjes in Kräuterkruste mit Bratkartoffeln und die
Aussicht auf die vorbei flanierenden Fußgänger gab es gratis dazu.
Was will man
mehr?
Bremen Dom
Bremen Rathaus Bremen alter Hafen
10. Tag: Bremen
- Bremerhaven 77 km
Der letzte Teil meiner Fulda-Weser-Tour
ging dann wieder meistens direkt am Fluss entlang. Zunächst hieß es aber erst
mal aus Bremen rauszukommen. Die Stadt zieht sich ziemlich und
es dauert eine Weile, bis man wieder in der
freien Natur ist.
Unvermittelt taucht dann plötzlich mitten in der Landschaft direkt an der Weser
ein Betonungetüm auf. Es handelt sich um einen U-Bootbunker aus Kriegszeiten,
der zwar fertiggestellt wurde, aber nie in Betrieb war. Der Durchstich zur Weser
wurde nicht mehr gemacht. Der Krieg war zu Ende. Leider hat diese Baumaßnahme
etlichen KZ-Häftlingen den Tod gebracht.
Am Wegesrand lag dann auch eine schöne Windmühle und mir knurrte ziemlich der
Magen, nachdem die Mittagszeit deutlich vorbei war. Dann kam jedoch ein
rettendes Schild
mitten
in der Landschaft zu einem gemütlichen Lokal mit Gartenbewirt-schaftung.
Die Weser wurde immer breiter, die Deiche immer höher.
Man näherte sich eindeutig dem Meer und tatsächlich tauchte am Horizont die
Skyline Bremerhavens mit dem Atlantic
Hotel Sail City auf. Die Skyline an der Wesermündung ist recht beeindruckend.
Das war es dann aber auch!
Bremerhaven ist im 2. Weltkrieg offenbar auch komplett „flächensaniert“ worden
und beim Wiederaufbau ist den Planern wohl nur trister Beton eingefallen. Die
traurige Fußgängerzone war echt gruselig.
Der größte "Knaller" ist allerdings das Weserstrandbad, an der Mündung der Weser in die Nordsee gelegen. Als ich es
nämlich am späten Nachmittag aufsuchte, um dort zu baden, fanden sich dort
Schilder mit Badeverboten wegen der starken Weserströmung. Die Einheimischen
meinten noch, dass sich um die Verbotsschilder eh keiner kümmern würde!
War aber schon egal, denn die Weser war weitgehend verschwunden. Die Nordsee mit
ihren Gezeiten ließ grüßen.
Ich weiß schon, weshalb ich die Nordsee absolut
nicht mag. Kurzum, ich hatte mit Bremerhaven zwar den Schlusspunkt meiner
Flussreise von der Fuldaquelle bis zur Wesermündung in die Nordsee erreicht. Ein
wirkliches Highlight war dieser Schlusspunkt aber nicht. Nun ja, Reisen bildet!
Übernachtet habe ich übrigens im sehr ordentlichen Adena Hotel.
Auch der
Preis war recht ordentlich
11. Tag: Bremenhaven
- Cuxhaven - Glückstadt 103 km
Mit Bremerhaven hatte ich
das Ziel meiner Flussreise erreicht. Von der
Elbe-Radtour
(Anklicken!) vor drei Jahren fehlte
mir allerdings noch das letzte Stück von Hamburg bis zur Elbemündung in die
Nordsee bei Cuxhaven. Deshalb hatte ich beschlossen,
diese
letzte Lücke zu füllen.
Also startete ich am nächsten Morgen zunächst einmal
Richtung Cuxhaven. Das Wetter wollte allerdings wieder einmal nicht so
richtig mitspielen.
Gleich beim Start wurden die Regen-klamotten angezogen und ich behielt diese
sicherheitshalber bis Cuxhaven an.
Manchmal regnete es weniger und manchmal so
sehr, dass ich zusammen mit einem anderen Radlerkollegen und einem Landstreicher
(darf man das heute überhaupt noch sagen?) unter einer Straßenbrücke Schutz
suchen musste. Einige Kilometer vor Cuxhaven passierte ich den
Marinefliegerstützpunkt Nordholz. Anschließend ging es rein nach Cuxhaven
und dort raus zur Elbemündung mit ihrer Kugelbake, einem Seezeichen.
Tja und dann dachte ich
mir, so ein Fischbrötchen als Mittagssnack wäre auch nicht schlecht.
Pustekuchen! Am ganzen Strand gab es keinen einzigen Stand mit Fischbrötchen! In
der Innenstadt fragte ich in einer Bäckerei, wo es denn hier einen
Fischbrötchenstand gebe und man erklärte mir, dass sich einer in der Nähe einer
Nordholz
Klappbrücke
befände. Tatsächlich, da war dann endlich einer!
Elbemündung Cuxhaven
Die Fahrt die
Elbe hoch ging es bis
Otterndorf immer die Elbe entlang, die dort noch so breit ist, dass man
meint, man fährt enttlang der Nordsee. Die dort fahrenden Pötte sind auch recht
beeindruckend. Es war inzwischen wieder sonnig und Gegenwind gab es auch keinen,
sodass es ein angenehmes Radeln war. Eine Weile radelte ich durchs
Landes-innere, weg von der Elbe. Bei Wischhafen ging es runter an die Elbe
zum Fähranleger zur Fähre nach Glückstadt auf der anderen Elbeseite. So eine
Überfahrt mit einer Fähre macht immer Freude und in Glückstadt suchte und fand
ich dann ein gemütliches Hotel, nämlich die Pension & Café am Museum.
Glückstadt ist eine Gründung des dänisch-norwegischen Königs Christian IV. im
Jahr 1617. Damit wollte er dem wachsenden Hamburg einen Gegenpol setzen.
Schleswig-Holstein war damals nämlich dänisch. Hat aber nicht funktioniert! Aus
dem Großhafen Glückstadt wurde nix. Aus dem Hamburger Hafen schon.
Glückstadt hat eine recht hübsche Altstadt, einen Fleet, der früher mal den
Hafen mit der Innenstadt verbunden hat und einen alten Hafen, an dem es ein gut
gemachtes Strandrestaurant gab. So konnte ich den Tag gemütlich beim Abend-essen
mit Blick auf den alten Hafen abschließen.
Glückstadt, Fleet
12. Tag:
Glückstadt - Hamburg 58 km
Am nächsten Morgen begann
die letzte Etappe meiner diesjährigen großen Urlaubsradtour. Von nun an ging es
bis
Hamburg immer die Elbe entlang, stets hinterm Deich. Auf dem Deich waren überall
vierbeinigen Deichpfleger unterwegs, sprich Schafe. Manchmal war der Fahrradweg
ziemlich zugeknödelt und immer wieder mussten die selbstschließenden Türen geöffnet
werden, die die einzelnen Weidebereiche voneinander abgrenzten.
Am Elbufer in Wedel, nicht weit weg von der Willkomm Höft beim
Schulauer Fährhaus, war dann noch mal eine Mittagspause an einem leckeren
Fischstand angesagt. Die Sonne strahlte und die schon erwähnten großen Pötte
fuhren gemächlich auf der Elbe vorbei. Die eben genannte Willkomm Höft ist eine
traditionsreiche Hamburger Einrichtung. Hier werden über eine Lautsprecheranlage
und mit Signalflaggen sämtliche ein- und fahrenden Schiffe genannt und begrüßt.
Ja und dann tauchten die ersten großen Containerkräne des heutigen, modernen
Containerhafens auf auf. Leider hat Hamburg ein Problem! Die Schiffe werden
immer größer und die Elbe kann gar nicht mehr so sehr ausgebaggert geschweige
denn
verbreitert
werden, wie es für diese Giganten der Meere erforderlich wäre. In Hamburg hört
man es vermutlich nicht so gerne, aber die alte Hafenstadtherrlichkeit dürfte
sich irgendwann dem Ende entgegenneigen.
Man kann dies sehr deutlich im Bereich der St. Pauli Landungsbrücken sehen.
Auf der anderen Seite waren früher zahlreiche große Werften. Davon ist heute
nichts mehr übrig. Stattdessen stehen auf zweien der ehemaligen
Werftgelände Musicaltheater für den König der Löwen und die Eisprinzessin. Auch
hübsch, ersetzt aber nicht die Wirtschaftskraft des früheren Werften.
Weiter ging es entlang der Elbe bis zu den genannten Sankt Pauli
Landungsbrücken. Dort zückte ich das Handy und suchte mir ein Hotel. Hierbei hatte
ích zwei
Aha-Erlebnisse. Zwei Hotelreceptionen bzw. deren Angestellte,
die ich anrief und ihnen einleitend sagte, dass ich sie über Booking.com
gefunden hätte, fuhren mich ziemlich unwirsch an und meinten sie hätten keine
Zeit. Ich solle gefälligst bei Booking.com buchen. Da war ich dann doch ziemlich
platt.
Ich rief die Jugendherberge auf dem Stintfang an. Das ist der
Hügel direkt oberhalb der St. Pauli Landungsbrücken. Und siehe da es gab ein
Einzelzimmer. Es war zwar etwa doppelt so teuer (€ 90 ÜF) wie üblich. Ich habe
es aber nicht bereut! Der Blick vom Speisesaal, abends aus der Bar und von der
Terrasse über den gesamten Hafen ist wunderschön!
Am frühen Abend bummelte ich dann an der Hafenkante entlang. Wie immer, ich
machte dies nicht das erste Mal, war eine tolle Stimmung dort unten. Die
Krönung waren zwei Straßenmusiker, einer mit Cello und der andere mit Gitarre.
Die Jungs war nur gut! (habe es nicht gewagt, den Clip einzubinden. Man fängt
sich da schnell ein teures Urherberrechtsverletzungsverfahren ein)
13. Tag:
Hamburg
Am nächsten Tag zeigte sich Hamburg von seiner weniger schönen Seite. Es regnete
bis mittags in Strömen. Also ab ins Museum! Auch wenn das Miniaturwunderland,
also diese großartige Modelleisenbahnwelt in einem alten Speicherhaus, immer
einen Besuch wert ist, wollte ich mir diesmal etwas Neues ansehen. Meine Wahl
fiel auf das Internationale Maritime Museum im achtstöckigem
Kaiserspeicher B in der Hamburger Speicherstadt. Der 2016 verstorbene
frühere Springerchef Peter Tamm hatte offenbar etliche tausend Schiffsmodelle
gesammelt, die später in eine Stiftung überführt worden sind und nun im Museum
ausgestellt sind. Im Museum sind aber nicht nur die Modelle ausgestellt.
Vielmehr wird die gesamte Geschichte der
zivilen und militärischen Schifffahrt gezeigt. Wie gesagt insgesamt acht
Stockwerke.
Nach Stockwerk sechseinhalb habe ich aufgegeben. Das Museum ist gigantisch, aber für einen einzigen Besuch schlicht zuviel.
Danach ging es noch ein wenig in die Innenstadt
zum Rathaus und zu meinen geliebten, dortigen Fischlokal Daniel Wischer.
Die geplante Rundfahrt mit einer bestimmten U-Bahn-Linie, die weitgehend als
Hochbahn geführt wird und sich damit ideal als Stadtbesichtigungsbahn eignet,
musste leider ausfallen. Man ahnt es schon: Baustelle!
Stattdessen wanderte ich zu Fuß durch den Stadtpark Planten un Blomen
und die angrenzenden Grünanlagen vorbei am Bismarckdenkmal zurück zur
Jugendherberge.
Dort gab es abends noch eine tolle Disco! Die war aber für die etwa 3-4
Schulklassen gedacht, die wohl zu einem Musicalbesuch in Hamburg waren und
nicht für alte Herren mich :-) ! Der einen
oder anderen schönen Jugenderinnerung hing ich dann aber schon nach....
14. Tag: Heimreise
Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen von Hamburg, meiner Geburts-stadt.
Eine letzte kleine Radtour durch die Innenstadt, vorbei am Rathaus und rein ging´s in den Hauptbahnhof.
Ein ICE mit Fahrradstellplatz war leider am Vortag nicht mehr zu buchen gewesen
und so musste ich mit diversen ICs und am Schluss mit der schwäbischen Bummelbahn
nach Hause fahren.
Aber was soll's! Das tat der Freude über die insgesamt trotz des einen oder
anderen Regens wieder sehr gelungenen Reise keinen Abbruch
Wer mir
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