Sommer
tour Fulda-Weser-Elbe 2023

 


Eigentlich war für diesen Sommer Schweden geplant. Aber der Mensch denkt und Gott lenkt und so wurde eben diese Tour draus. Ich nenne so eine Flußtour immer etwas flapsig „Rollatortour". Andererseits ist gemütlich ja auch mal schön. Eine der Umplanungsgründe lag allerdings auch darin, dass ich meinem in der Nähe von Celle wohnenden Sohn versprochen hatte, ihm ein wenig bei den letzten Arbeiten an seinem Haus zu helfen. Insofern passte die Tour nach Norddeutschland.

Wie immer hatte ich die  Vorplanung der Strecke mit Hilfe des Tourenplaners von Komoot gemacht. Der Streckenverlauf kann durch entsprechendes Anklicken angesehen werden. Die Tour hatte eine Länge von rund 830 km. Wie immer weichen die gefahrenen Km von den Km nach Komoot ab, da ich in der nachberabeiteten Tour die diversen Zusatzkilometer aufgrund von Umwegen und Städtetouren nicht berücksichtigt habe. Die Tour dauerte vom 4. bis zum 16. August.  Das Wetter ziemlich durchwachsen, aber dazu später.

1. Tag: Zuganreise nach Gersfeld

Die Anreise mit der Bahn Göppingen nach Gersfeld verlief wie immer. Der ICE mit dem mühsam ergatterten Fahrrad-stellplatz kam zu spät in Fulda an, sodass ich eben erst eine Stunde später den Anschlusszug nach Gersfeld nehmen konnte. Gersfeld ist ein eigentlich sehr hübsches aber auch etwas verschlafenes Städtchen am Fuße der Wasserkuppe in der Rhön. Man kann froh sein, dass in solchen kleinen Örtchen noch ein Hotel gibt. In diesem Fall handelte es sich um den sehr gemütlichen Gasthof Krone-Post.
 

2. Tag: Gersfeld - Fuldaquelle - Schlitz 73 km

Am nächsten Morgen ging es dann recht steil bergauf zur Quelle der Fulda (850 hm) unterhalb der Wasserkuppe.
Mit "E" ist das seit einigen Jahren nicht mehr so problematisch. An der Quelle traf ich einen netten Radlerkollegen, mit dem ein wenig gefachsimpelt wurde und wir konnten uns dann gegenseitig aufs Bild bannen. Bei der Abfahrt zurück nach Gersfeld war zum ersten Mal Regenkleidung angesagt. Man befindet sich dort immerhin auf ca. 800 Höhenmetern und es gab doch tatsächlich Eisregen. Glücklicherweise hörte das Ganze in Gersfeld nach einer halben Stunde wieder auf und danach war für einige Tage erst mal Ruhe mit dem Regen.

Durch einige kleinere Örtchen ging es zunächst immer schön weitgehend an der munter plätschernden, noch jungen Fulda                                   Fuldaquelle
entlang bis Fulda. Generell kann man schon hier sagen, dass der Fuldatal-Radweg sehr schön ist, weil er von einigen wenigen                                       
Ausnahmen abgesehen immer durch ein mehr oder weniger enges Tal führt und die Fulda munter hin und her mäandert.
Die Bischofsstadt Fulda beeindruckt vor allem durch den Dom und den Bischofspalast. Ersterer wurde von innen, letzterer von außen besichtigt.


Im Vorhof des Palasts standen zwei Figuren und ich konnte es natürlich nicht lassen, mich zusammen mit ihnen fotografieren zu lassen.

Nachdem ich in der Stadt an keinen Supermarkt o.ä. vorbeigeradelt war, kam eine Tankstelle kurz nach Fulda gerade gelegen, um einen verspäteten Mittagsimbiss zu mir zu nehmen. Weiter ging es, bei trübem aber trockenem Wetter bis zur "Fünfburgenstadt" Schlitz. Das Städtchen liegt in einem Seitental mit wirklich schöner Altstadt, ist aber ansonsten ziemlich tot. Für Tourismus wie in Rothenburg / Tauber reicht es dann wohl doch nicht. Viel Fachwerk, alte Mauern und fünf Burgen. Übernachtet habe ich im Brauhaustüble in einem alten Fachwerkhaus mit einem recht urigen Zimmer. Nach den üblichen Frischmachen ging's auf ins Städtchen und zu den Burgen, die alle Bestandteile des Städtchens sind.


                    
Bischofspalast Fulda

                                                                                                                                                                                                                         Hinterburg Schlitz

3. Tag: Schlitz - Melsungen 93 km
                                                                                                                                                       

Am nächsten
Morgen radelte ich über Bad Hersfeld zunächst weiter bis Rotenburg an der Fulda. Auch hier wieder viel schönes Fachwerk und ein Stadtschloss. Es gab erst mal ein Spaghettieis beim Italiener, bevor es bis Melsungen weiter ging. Kurz vor Melsungen gab etwas Lustiges, nämlich eine Drahtseilfähre (anklicken!) über die Fulda, die man selbst bedienen muss, indem man munter kurbelt. Ich habe einem Radlerehepaar dabei zugesehen, zog es selbst aber vor, die Flussseite nicht zu wechseln.
In Melsungen
angekommen, ging es ins Hotel Centrinum, mitten in der Altstadt gelegen und recht nobel.
Beim ebenso noblen Frühstück am nächsten Morgen kam ich mir allerdings ein bisschen vor wie in der "Seniorenresidenz Sonnenschein". Sogar ein Rollator stand rum. Wenn man selbst auf die 70 zugeht, sieht man seiner eigenen Zukunft nicht so gerne ins Auge, auch wenn man noch berufstätig und fit ist. So ist das halt wohl. Nun ja, junge Familien können sich solche Unterkünfte i.d.R. nicht leisten. Davon abgesehen war der abendlichen Stadtbummel durch die Fachwerkstatt mit Schloss sehr schön. In der Fußgängerzone fand sich dann sogar ein gutbürgerliches, deutsches Lokal. Wie mir der Wirt erzählte, betrieb er das letzte derartige Lokal in der Innenstadt und trotzdem war es erstaunlicherweise recht leer.
Nix gegen Griechen, Italiener etc. Ich gehe dort auch gerne essen. Aber wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, versuche ich immer lokal zu essen und zu trinken. In Italien gehe ich ja auch nicht in ein deutsches Schnitzellokal.  


                       Melsungen Rathaus


4. Tag: Melsungen - Weißehütte  85 km

Der Radweg in Kassel entlang der Fulda war gesperrt, da am ganzen Weg die Futterstationen und Buden des Kasseler
"Zissel", des dortigen Volksfests, standen. So war weitgehend Schieben angesagt und an der dritten Currywurst- und Pommesbude konnte ich dann nicht mehr vorbeischieben. Ich gönnte mir eine Currywurst und ein Bierchen und habe die schlechteste Currywurst meines Lebens gegessen. Ich fragte die Betreiberin des Stands dann allerdings, was daran so schwierig sei, eine einfache, gute Currywurst mit Sauce zu produzieren. Das hätte ich mir sparen können!

In der Nähe der Kasseler Orangerie wechselte ich dann von den bis dahin langen Radlerklamotten in die Sommerversion und setzte meine Tour fort bis Hannoversch Münden. Auch hier wieder sehr schönes Fachwerk, Fachwerk, Fachwerk. Übrigens ist das die Stadt, in der Fulda und Werra sich küssen und ihren Namen lassen müssen, um dann als Weser bis in die Nordsee zu fließen. Klingt hübsch und der Weserstein am Zusammenfluss der beiden Flüsse ist eine Touristenattraktion. Eigentlich ist das
ganze aber ein ziemlicher Unsinn. Der Name „Werra" ist nur eine andere Schreibart von                        Orangerie Kassel            
 "Wesera" und damit "Weser". Die Fulda fließt schlicht in die Werra oder Weser.
Aber die Geschichte ist ja auch ganz hübsch.



               Ritter der Rotwurst Hann. Münden

Tja, und dann begann der Wettergott mich zu verlassen. Am späten Nachmittag begann es in Hannoversch Münden das erste Mal zu regnen. Es dauerte nicht lange und ich Optimist zog meine Regensachen wieder aus. Hätte ich bleiben lassen sollen! Nach einer halben Stunde kam der nächste Schauer mitten in der Prärie und diesmal behielt ich die Sachen an. Das war eine gute Idee! Nach einer kurzen Pause begann ein richtiger Wolkenbruch, bei dem das Wald- bzw. Blätterdach auch keinen großen Schutz bot und der auch nicht aufhörte. Bis Bad Karlshafen, meinem eigentlich geplanten Tagesziel, waren es noch rund 25 km. Es half nichts. Augen auf und durch!
Und siehe da: Nach ca. 5 km erschien keine Fata Morgana, sondern der Landgasthof Lindenwirt direkt am Wegesrand bei Weißehütte. Da kam so richtig Freude auf!
Nix wie rein und ein Zimmer hatten sie auch! Das Frühstück am nächsten Morgen war übrigens ausgezeichnet. Auf dem Büffet lag unter anderem hausgemachte, ahle Wurst.


5. Tag: Weißehütte - Bad Karlshafen 22 km

Leider war das Wetter am nächsten Morgen auch nicht viel besser. Auf der Fahrt nach Bad Karlshafen begann es wieder zu regnen. Ein Blick auf die Wetterapp bestätigte mir, dass es die nächsten 2-3 Tage auch nicht besser werden würde. Was also tun? Ich bestieg in Bad Karlshafen den Zug und fuhr zu meinem Sohn in der Nähe von Hannover, um ihm dort bei der Vorbereitung der Malerarbeiten für sein neues Haus zu helfen. In Göttingen schaffte ich es gerade noch, mit dem Fahrrad den IC nach Hannover zu besteigen. Das wäre dann beinahe schief gegangen. Ein Schaffner hatte mich gesehen und kam zielstrebig auf mich zu. Stolz zeigte ich ihm mein zuvor im Nahverkehrszug erworbenes Niedersachsenticket samt Fahrradkarte. Ich wurde daraufhin belehrt, dass die Fahrkarte im IC eigentlich ungültig sei. Als ich sagte, dass ich in der DB-App keine Nahverkehrsverbindungen gefunden hätte, zeigte er mir, wo diese in der App versteckt sind, ließ mich dann aber gnädig springen. Es hat Vorteile, wenn man Ende 60 ist und die Allgemeinheit daher davon ausgeht, dass man von Apps und Computern keine Ahnung hat :-).


6. Tag: Bad Karlshafen - Bodenwerder 66 km

Nachdem ich zwei Tage als Maler-HiWi mitgeholfen hatte, fuhr ich in einem mit Fahrrädern völlig überfüllten Nahver-kehrszug von Hannover zurück nach Göttingen und Bad Karlshafen und setzte meine Tour im Sonnenschein fort.

Über Höxter mit seinem Schloss Corvey gelangte ich an diesem Tag bis Bodenwerder, der Stadt Münchhausens. Unterwegs, bei Dölme, könnte man meinen, die Weser durchbricht die schwäbische Alb. Jedenfalls sehen die Felsformationen dort so ähnlich aus.
In Bodenwerder hatte ich das Hotel Goldlinde, wie meistens über Booking.com gefunden und checkte dort ein. Das Hotel war, um es einmal vorsichtig zu formulieren, recht schlicht. Aber für Übernachtung mit Frühstück hat es gereicht. Nach einer abendlichen Besichtigung des etwas tristen Städtchens fand sich glücklicherweise in der Innenstadt ein Grieche. Viel mehr nennenswerte Gastronomie gab es dort auch nicht.
 

7. Tag: Bodenwerder - Porta Westfalica 90 km

Am nächsten Morgen ging es zunächst bis Hameln, einer schönen Stadt mit viel Fachwerk und auch schönen, alten steinernen Häusern. Unterwegs passierte ich das stillgelegte Kernkraftwerk Grohnde aus vergangenen Atomzeiten.

Hameln, bekannt durch die Sage mit dem Rattenfänger, dürfte die einzige Stadt sein, die einer Ratte auf einer
Fußgängerbrücke ein goldenes Denkmal gesetzt hat.
Am Fähranleger in Großenwieden war es auf einem gemütlichen Rastplatz an der Weser Zeit für eine kleine Mittagspause. Auf der Weiterfahrt erfolgte ein kurzer Abstecher in die Innenstadt Rintelns.

Erfreulicherweise war der Tag sehr schön, sonnig und heiß und die Sehnsucht nach einem kühlen Bierchen wurde recht groß.
Das Problem löste ich im Kiosk des Camps Feuerland bei Vlotho. Der direkt daneben gelegene Badesee des großen Campingplatzes war die Gelegenheit, endlich einmal eine Badepause zu machen.
Ausgesprochen erfrischt ging es dann am frühen Abend weiter bis zu meinem Tagesziel Porta Westfalica. Ich hatte in der dortigen Jugendherberge ein Einzelzimmer gebucht. Nach dem Frisch-machen ging es runter ins Örtchen zum Abendessen in die Gaststätte Alt Hausberge. Ich erwähne dieses Lokal deshalb, weil das Schnitzel mit Pfifferlingen ausgesprochen lecker war.
Außerdem habe ich mich wieder darüber gefreut, dass Kneipen nördlich der Mainlinie in der Regel Tresen haben, an denen man sich auch als Fremder problemlos dazusetzen kann. In Nullkommanix ist man in ein nettes Gespräch mit                                Rinteln, Marktplatz
einem  Einheimischen verwickelt ist. Als ich dies gegenüber meinem Tresennachbarn lobend erwähnte, meinte er                                                        
augenzwinkernd, dass Ostwestfalen für ihre Unfreundlichkeit bekannt seien. Netter Gag! Er war noch nie in .... (Nee, den Shitstorm spare ich mir!)
Anschließend saßen er, Bekannte von ihm und ich draußen an einem Tisch und haben uns sehr nett unterhalten.
 

8. Tag: Porta Westfalica - Nienburg 68 km


Ich
hatte mir am nächsten Morgen noch überlegt, zum hoch über der Weser gelegenen Kaiser-Wilhelm-Denkmal zu radeln. Das Wetter war allerdings wieder mal trübe, das Foto vom Denkmal vom Tal aus auch und so beschloss ich, direkt weiter nach Minden zu radeln. Die Stadt fand ich nicht so beeindruckend, sodass ich es bei einer Durchfahrt belassen habe. Am besten hat mir noch die Flusswassermühle gefallen sowie die recht beein-druckende Schleusenanlage an der Kreuzung des Mittellandkanals mit der Weser.

Einige Kilometer nach Minden, ab Peterhagen, war es das dann mit dem Weserradweg. Der Radweg führt schon weiter, aber nur noch selten entlang der Weser. Ab Minden ist man mehr oder weniger in der norddeutschen Tiefebene und da hat die Weser soviel Platz zum Schlängeln, dass es wohl viel zu aufwendig wäre, extra einen Radweg entlang des Flusses zu bauen. Schade, ist aber so.
Am späten Nachmittag kam ich dann in Nienburg an, einem kleineren aber teilweise auch recht hübschen Städtchen. Meine Unterkunft fand ich im Casa Mexicana. Es hat auch mal wieder etwas geregnet, aber das hielt sich in Grenzen. Nach dem abendlichen Bummel durch das Städtchen fand sich ein rustikales deutsches Lokal, in dem ich, glaube ich, wieder irgendetwas mit Bratkartoffeln gegessen habe. Musste sein!                                         Nienburg Rathaus
                                                                                                                                                                                                                                               

9. Tag: Nienburg - Bremen 94 km


Weiter ging es am nächsten Tag zunächst bis Verden an der Aller, einem Fluss, der kurz unterhalb Verdens in die Weser mündet. Die Stadt hat einen beeindruckenden in Ziegelbauweise errichteten Dom mit Kreuzgang. Ansonsten gibt es dort nicht allzu viel zu sehen. Es war jedoch Mittag und ich habe im Schatten des Doms in der dortigen Domschänke zusammen mit zwei netten Radlerkollegen eine lokale Spezialität, nämlich eine sogenannte Knipp mit Bratkartoffeln gegessen. Knipp ist eine der Pinkel verwandte Grützwurst, die ausgedrückt und gebraten wird. Rustikal und lecker!.

So gestärkt ging es weiter. Zwischendrin hat es mal wieder kurz geduscht. Mit dem Wetter war es auf dieser Tour halt so eine Sache für sich!
An der Schleuse bei Drakenburg habe ich eine kleine Pause gemachten und einem Schiff beim Schleusen (anklicken!) zugesehen. Vor zwei Jahren haben mein jüngerer Sohn und ich uns auf einer Kanutour auf dem Main (Anklicken!) mehrfach selbst schleusen lassen.
Tja, und dann rollte ich in Bremen ein. Übernachtet habe ich in dortigen Best Western Hotel Bremen City in der Innen-stadt. Bremen kenne ich beruflich von einem früheren Besuch. Das hat mich nicht gehindert, die schönsten Ecken in der Innenstadt, wie zum Beispiel eine Windmühle, das Rathaus mit dem Roland davor oder das Schnoorviertel wieder zu besuchen.


                          
Dom Verden

Am alten Hafen speiste ich leckeren, neuen grünen Matjes in Kräuterkruste mit Bratkartoffeln und die Aussicht auf die vorbei flanierenden Fußgänger gab es gratis dazu.
Was will man mehr?

             
                            Bremen Dom                                                       Bremen Rathaus                                                            Bremen alter Hafen



10. Tag: Bremen - Bremerhaven 77 km


Der
letzte Teil meiner Fulda-Weser-Tour ging dann wieder meistens direkt am Fluss entlang. Zunächst hieß es aber erst mal aus Bremen rauszukommen. Die Stadt zieht sich ziemlich und es dauert eine Weile, bis man wieder in der freien Natur ist. 
Unvermittelt taucht dann plötzlich mitten in der Landschaft direkt an der Weser ein Betonungetüm auf. Es handelt sich um einen U-Bootbunker aus Kriegszeiten, der zwar fertiggestellt wurde, aber nie in Betrieb war. Der Durchstich zur Weser wurde nicht mehr gemacht. Der Krieg war zu Ende. Leider hat diese Baumaßnahme etlichen KZ-Häftlingen den Tod gebracht.

Am Wegesrand lag dann auch eine schöne Windmühle und mir knurrte ziemlich der Magen, nachdem die Mittagszeit deutlich vorbei war. Dann kam jedoch ein rettendes Schild
mitten in der Landschaft zu einem gemütlichen Lokal mit Gartenbewirt-schaftung.
Die Weser wurde immer breiter, die Deiche immer höher.
Man näherte sich eindeutig dem Meer und tatsächlich tauchte am Horizont die Skyline Bremerhavens mit dem Atlantic
Hotel Sail City auf. Die Skyline an der Wesermündung ist recht beeindruckend.
Das war es dann aber auch! Bremerhaven ist im 2. Weltkrieg offenbar auch komplett „flächensaniert“ worden und beim Wiederaufbau ist den Planern wohl nur trister Beton eingefallen. Die traurige Fußgängerzone war echt gruselig.
Der größte "Knaller" ist allerdings das Weserstrandbad, an der Mündung der Weser in die Nordsee gelegen. Als ich es nämlich am späten Nachmittag aufsuchte, um dort zu baden, fanden sich dort Schilder mit Badeverboten wegen der starken Weserströmung. Die Einheimischen meinten noch, dass sich um die Verbotsschilder eh keiner kümmern würde!
War aber schon egal, denn die Weser war weitgehend verschwunden. Die Nordsee mit ihren Gezeiten ließ grüßen.
Ich weiß schon, weshalb ich die Nordsee absolut nicht mag. Kurzum, ich hatte mit Bremerhaven zwar den Schlusspunkt meiner Flussreise von der Fuldaquelle bis zur Wesermündung in die Nordsee erreicht. Ein wirkliches Highlight war dieser Schlusspunkt aber nicht. Nun ja, Reisen bildet! Übernachtet habe ich übrigens im sehr ordentlichen Adena Hotel.
Auch der Preis war recht ordentlich
 

11. Tag: Bremenhaven - Cuxhaven - Glückstadt 103 km

Mit Bremerhaven hatte ich das Ziel meiner Flussreise erreicht. Von der Elbe-Radtour (Anklicken!) vor drei Jahren fehlte mir allerdings noch das letzte Stück von Hamburg bis zur Elbemündung in die Nordsee bei Cuxhaven. Deshalb hatte ich beschlossen, diese letzte Lücke zu füllen.
Also startete ich am nächsten Morgen zunächst einmal Richtung Cuxhaven. Das Wetter wollte allerdings wieder einmal nicht so richtig mits
pielen. Gleich beim Start wurden die Regen-klamotten angezogen und ich behielt diese sicherheitshalber bis Cuxhaven an. Manchmal regnete es weniger und manchmal so sehr, dass ich zusammen mit einem anderen Radlerkollegen und einem Landstreicher (darf man das heute überhaupt noch sagen?) unter einer Straßenbrücke Schutz suchen musste. Einige Kilometer vor Cuxhaven passierte ich den Marinefliegerstützpunkt Nordholz. Anschließend ging es rein nach Cuxhaven und dort raus zur Elbemündung mit ihrer Kugelbake, einem Seezeichen.

Tja und dann dachte ich mir, so ein Fischbrötchen als Mittagssnack wäre auch nicht schlecht. Pustekuchen! Am ganzen Strand gab es keinen einzigen Stand mit Fischbrötchen! In der Innenstadt fragte ich in einer Bäckerei, wo es denn hier einen Fischbrötchenstand gebe und man erklärte mir, dass sich einer in der Nähe einer                             Nordholz                                          Klappbrücke befände. Tatsächlich, da war dann endlich einer!
                         
                                                                                                                                                                                                                                         Elbemündung Cuxhaven


Die Fahrt die Elbe hoch ging es bis Otterndorf immer die Elbe entlang, die dort noch so breit ist, dass man meint, man fährt enttlang der Nordsee. Die dort fahrenden Pötte sind auch recht beeindruckend. Es war inzwischen wieder sonnig und Gegenwind gab es auch keinen, sodass es ein angenehmes Radeln war. Eine Weile radelte ich durchs Landes-innere, weg von der Elbe. Bei Wischhafen ging es runter an die Elbe zum Fähranleger zur Fähre nach Glückstadt auf der anderen Elbeseite. So eine Überfahrt mit einer Fähre macht immer Freude und in Glückstadt suchte und fand ich dann ein gemütliches Hotel, nämlich die Pension & Café am Museum. Glückstadt ist eine Gründung des dänisch-norwegischen Königs Christian IV. im Jahr 1617. Damit wollte er dem wachsenden Hamburg einen Gegenpol setzen. Schleswig-Holstein war damals nämlich dänisch. Hat aber nicht funktioniert! Aus dem Großhafen Glückstadt wurde nix. Aus dem Hamburger Hafen schon.
Glückstadt hat eine recht hübsche Altstadt, einen Fleet, der früher mal den Hafen mit der Innenstadt verbunden hat und einen alten Hafen, an dem es ein gut gemachtes Strandrestaurant gab. So konnte ich den Tag gemütlich beim Abend-essen mit Blick auf den alten Hafen abschließen.



                           Glückstadt, Fleet
 

12. Tag: Glückstadt - Hamburg 58 km

Am nächsten Morgen begann die letzte Etappe meiner diesjährigen großen Urlaubsradtour. Von nun an ging es bis Hamburg immer die Elbe entlang, stets hinterm Deich. Auf dem Deich waren überall vierbeinigen Deichpfleger unterwegs, sprich Schafe. Manchmal war der Fahrradweg ziemlich zugeknödelt und immer wieder mussten die selbstschließenden Türen geöffnet werden, die die einzelnen Weidebereiche voneinander abgrenzten. Am Elbufer in Wedel, nicht weit weg von der Willkomm Höft beim Schulauer Fährhaus, war dann noch mal eine Mittagspause an einem leckeren Fischstand angesagt. Die Sonne strahlte und die schon erwähnten großen Pötte fuhren gemächlich auf der Elbe vorbei. Die eben genannte Willkomm Höft ist eine traditionsreiche Hamburger Einrichtung. Hier werden über eine Lautsprecheranlage und mit Signalflaggen sämtliche ein- und fahrenden Schiffe genannt und begrüßt.

Ja und dann tauchten die ersten großen Containerkräne des heutigen, modernen Containerhafens auf auf. Leider hat Hamburg ein Problem! Die Schiffe werden immer größer und die Elbe kann gar nicht mehr so sehr ausgebaggert geschweige denn
verbreitert werden, wie es für diese Giganten der Meere erforderlich wäre. In Hamburg hört man es vermutlich nicht so gerne, aber die alte Hafenstadtherrlichkeit dürfte sich irgendwann dem Ende entgegenneigen. Man kann dies sehr deutlich im Bereich der St. Pauli Landungsbrücken sehen. Auf der anderen Seite waren früher zahlreiche große Werften. Davon ist heute nichts mehr übrig. Stattdessen stehen auf zweien der ehemaligen Werftgelände Musicaltheater für den König der Löwen und die Eisprinzessin. Auch hübsch, ersetzt aber nicht die Wirtschaftskraft des früheren Werften.

Weiter ging es entlang der Elbe bis zu den genannten Sankt Pauli Landungsbrücken. Dort zückte ich das Handy und suchte mir ein Hotel. Hierbei hatte ích zwei Aha-Erlebnisse. Zwei Hotelreceptionen bzw. deren Angestellte, die ich anrief und ihnen einleitend sagte, dass ich sie über Booking.com gefunden hätte, fuhren mich ziemlich unwirsch an und meinten sie hätten keine Zeit. Ich solle gefälligst bei Booking.com buchen. Da war ich dann doch ziemlich platt.
Ich rief die Jugendherberge auf dem Stintfang an. Das ist der Hügel direkt oberhalb der St. Pauli Landungsbrücken. Und siehe da es gab ein Einzelzimmer. Es war zwar etwa doppelt so teuer (€ 90 ÜF) wie üblich. Ich habe es aber nicht bereut! Der Blick vom Speisesaal, abends aus der Bar und von der Terrasse über den gesamten Hafen ist wunderschön!
Am frühen Abend bummelte ich dann an der Hafenkante entlang. Wie immer, ich machte dies nicht das erste Mal, war eine tolle Stimmung dort unten. Die Krönung waren zwei Straßenmusiker, einer mit Cello und der andere mit Gitarre. Die Jungs war nur gut! (habe es nicht gewagt, den Clip einzubinden. Man fängt sich da schnell ein teures Urherberrechtsverletzungsverfahren ein)


13. Tag: Hamburg

Am nächsten Tag zeigte sich Hamburg von seiner weniger schönen Seite. Es regnete bis mittags in Strömen. Also ab ins Museum! Auch wenn das Miniaturwunderland,
also diese großartige Modelleisenbahnwelt in einem alten Speicherhaus, immer einen Besuch wert ist, wollte ich mir diesmal etwas Neues ansehen. Meine Wahl fiel auf das Internationale Maritime Museum im achtstöckigem Kaiserspeicher B in der Hamburger Speicherstadt. Der 2016 verstorbene frühere Springerchef Peter Tamm hatte offenbar etliche tausend Schiffsmodelle gesammelt, die später in eine Stiftung überführt worden sind und nun im Museum ausgestellt sind. Im Museum sind aber nicht nur die Modelle ausgestellt. Vielmehr wird die gesamte Geschichte der zivilen und militärischen Schifffahrt gezeigt. Wie gesagt insgesamt acht Stockwerke.
Nach Stockwerk sechseinhalb habe ich aufgegeben. Das Museum ist gigantisch, aber für einen einzigen Besuch schlicht zuviel.

        


Danach ging es noch ein wenig in die Innenstadt zum Rathaus und zu meinen geliebten, dortigen Fischlokal Daniel Wischer.
Die geplante Rundfahrt mit einer bestimmten U-Bahn-Linie, die weitgehend als Hochbahn geführt wird und sich damit ideal als Stadtbesichtigungsbahn eignet, musste leider ausfallen. Man ahnt es schon: Baustelle!
Stattdessen wanderte ich zu Fuß durch den Stadtpark Planten un Blomen und die angrenzenden Grünanlagen vorbei am Bismarckdenkmal zurück zur Jugendherberge.

Dort gab es abends noch eine tolle Disco! Die war aber für die etwa 3-4 Schulklassen gedacht, die wohl zu einem Musicalbesuch in Hamburg  waren und nicht für alte Herren mich :-) !  Der einen oder anderen schönen Jugenderinnerung hing ich dann aber schon nach....
 

14. Tag: Heimreise



Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen von Hamburg, meiner Geburts-stadt. Eine letzte kleine Radtour durch die Innenstadt, vorbei am Rathaus und rein ging´s in den Hauptbahnhof.
Ein ICE mit Fahrradstellplatz war leider am Vortag nicht mehr zu buchen gewesen und so musste ich mit diversen ICs und am Schluss mit der schwäbischen Bummelbahn nach Hause fahren.
Aber was soll's! Das tat der Freude über die insgesamt trotz des einen oder anderen Regens wieder sehr gelungenen Reise keinen Abbruch


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